Trainings-/Kurskonzept Achtsamkeit in der Pädagogik |
Titel |
Lernen mit Achtsamkeit (LemA) |
Autor/in oder Ansprechpartner/in |
Alexandra Andersen: alexandra.andersen@web.de |
Zielgruppe/ Teilnehmer/innen |
SchülerInnen (5. Klasse) |
Zeitrahmen/ Anzahl Stunden und Turnus |
1. Schulhalbjahr der 5. Klasse:
- 45 Min. pro Woche (ca. 15 Schulstunden gesamt) in halber Klassenstärke (Pflicht)
- täglich:
5-7 Minuten am Beginn der 1. Stunde eine Achtsamkeitsübung
2. Schulhalbjahr der 5. Klasse:
- 45 Min. pro Woche als Wahlfach (Freiwilligkeit)
- ca. 3-5x in der Woche:
am Beginn der 1. Stunde eine Achtsamkeitsübung |
Institution |
Siebold-Gymnasium Würzburg |
Inhalte |
Achtsames Körperbewusstsein:
- Atembeobachtung
- Lernen mit allen Sinnen
- Lernen mit Bewegung
Achtsames Denken und Fühlen:
- Chaos im Kopf
- Gedanken und Gefühle
- Freude und Wut
- Dankbarkeit und Mitgefühl
- Selbstfürsorge
Achtsames Lernen:
- achtsame Hausaufgaben
- Lernstrategien (Haus-Methode, Gehirnjogging mit Zahlen, Akrostichon …)
- Hilfen beim Vokabellernen
- Umgang mit Prüfungsangst (konkrete Übungen)
- Prüfungsvorbereitung
Achtsame Sprache:
- altersgerechte Grundlagen der achtsamen Sprache auf Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation nach M.B. Rosenberg
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Literatur |
- Frederickson B.L.: Die Macht der guten Gefühle. Wie eine positive Haltung Ihr Leben dauerhaft verändert. Frankfurt 2011
- Greenland Kaiser S.: Wache Kinder. Freiburg 2011
- Jennings P.: Achtsamkeit im Klassenzimmer. Freiburg 2017
- Kabat-Zinn J.: Gesund durch Meditation. Das große Buch der Selbstheilung mit MBSR. München 2013
- Kaltwasser V.: Praxisbuch Achtsamkeit in der Schule. Weinheim 2016
- Metzinger Th.: Der Ego-Tunnel. Eine neue Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung zur Bewusstseinsethik. München 2014
- Mischel W.: Der Marshmallow-Test. Willensstärke, Belohnungsaufschub und die Entwicklung der Persönlichkeit. München 2015
- Rechtschaffen D.: Die achtsame Schule, Achtsamkeit als Weg zu mehr Wohlbefinden für Lehrer und Schüler. Freiburg 2016
- Rechtschaffen D.: Die achtsame Schule, Praxisbuch. Freiburg 2018
- Saltzman A.: Ein friedlicher, ruhiger Ort für Jugendliche. Das Praxisbuch zum achtsamen Umgang mit Stress und schwierigen Gefühlen. Freiburg 2018
- Siegel D.J.: Das achtsame Gehirn. Freiamt 2007
- Snel E.: Achtsamkeit in der Pubertät. Raum geben und nah dran sein, Freiburg 2016
- Snel E.: Stillsitzen wie ein Frosch, München 2013
- Thich Nhat Hanh: Achtsamkeit mit Kindern, 3. Auflage, München 2012
- Willard C., Saltzman A.: Achtsamkeit für Kinder und Jugendliche, Freiburg 2017
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Links |
www.alexandra-andersen.de |
Gelingensfaktoren |
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Alle 5. Klassen sollten die Achtsamkeitsstunde an ein und demselben Wochentag haben. Das erleichtert die Organisation erheblich.
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Dadurch, dass die in der Achtsamkeitsstunde erläuterte und durchgeführte Achtsamkeitsübung eine Woche lang jeden Morgen – ggf. auch einfach mal zwischendurch – wiederkehrt, erfahren die SchülerInnen Kontinuität und haben die Möglichkeit, regelmäßig zu üben.
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Die SchülerInnen erkennen auch, dass unterschiedliche Lehrkräfte dieselbe Übung anleiten und erfahren dadurch den Wert und das gemeinschaftliche Tun als „selbstverständlich“.
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Die KollegInnen, die das Training in der 1. Stunde mit der Achtsamkeitsübung unterstützen, sollten an der Weiterbildung teilgenommen haben, die ein halbes Jahr vorher von der Lehrkraft, die die Achtsamkeitsstunden unterrichtet, intern an der Schule angeboten wird. Dazu findet von Februar bis Juli monatlich ein Treffen von ca. 60 Minuten in der Schule statt. Häusliche Übungen in dieser Zeit variieren von Monat zu Monat und sind wichtiger Bestandteil der Vorbereitung auf den Einsatz im darauffolgenden Schuljahr.
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Die „Lehrkräfte der 1. Stunde“ sollten eng mit der Lehrkraft, die die Achtsamkeitsstunden unterrichtet, zusammen arbeiten.
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Es sollte regelmäßige (monatliche) Treffen zum Austausch mit allen beteiligten KollegInnen während des 1. Schulhalbjahres geben.
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Herausforderungen |
- Da das Achtsamkeitstraining im 1. Halbjahr als Pflichtfach stattfindet, besteht für die SchülerInnen keine Freiwilligkeit. Es erfordert daher ein Umdenken für die Lehrkräfte bzgl. der „klassischen Handlungsstrategien“, wenn sie selbst achtsam bleiben wollen.
- Manche SchülerInnen erleben Stille als bedrohlich.
- Ich erlebe das Klassenzimmer manchmal nicht als geeigneten Ort für die Achtsamkeitsstunden. Langfristig wäre es schön, einen Raum der Stille in der Schule einzurichten, so dass auch die räumliche Struktur die Thematik der Stunde unterstützt.
- Es erfordert manchmal viel Übung in Mitgefühl und Empathie gegenüber KollegInnen, die der Thematik skeptisch oder gar ablehnend gegenüberstehen.
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Bemerkungen |
Es lohnt sich – gerade im Zeitalter der Digitalisierung – auf alle Fälle sich dieses Themas „Achtsamkeit im Schulalltag und im Lehrplan“ nicht nur anzunehmen, sondern sich auch dafür zu engagieren.
Wenngleich die oftmals eingeforderten „Ergebnisse“ im eigentlichen Sinn natürlich nicht abrufbar sind und auch keine allgemeine und sofort für alle spürbare Wandlung der SchülerInnen eintritt, können wir nicht sagen, was dieser Unterricht in den SchülerInnen anstößt. Vielleicht ist es so, dass die Früchte dieser Unterrichtsstunden erst viele Jahre später, wenn die SchülerInnen längst die Schule verlassen haben, geerntet werden können. Wer weiß das schon?
Daher möchte ich unbedingt dazu motivieren, mit sanfter Beharrlichkeit, viel Verständnis für Widerstände und Gegenargumente und mit einem langen, tiefen Atem sich der Thematik immer wieder zu stellen und sich dafür einzusetzen!
Und letztlich: Wenn ein einzelner Schüler oder eine einzelne Schülerin mir im Laufe der Zeit zu verstehen gibt, dass das Achtsamkeitstraining ein Gewinn für ihn / sie war und ist, dann hat mein Unterricht Sinn gehabt. |